Das Projekt: Absolventen von Waldorfschulen

Durchführung: Prof. Dr. Heiner Barz und Prof. Dr. Dirk Randoll, Alanus Hochschule Alfter/Bonn

Projektförderung: Software AG Stiftung, Darmstadt; Alanus Hochschule, Alfter

Laufzeit: 08/2003 – 01/2007

Die Waldorfpädagogik gilt als weithin anerkannte Alternative zur staatlichen X Regelschule. Konzeption und Methoden sind inzwischen breit dokumentiert und auch wissenschaftlich durchleuchtet. Studien über die konkrete Schulwirklichkeit fehlten allerdings bislang genauso wie Forschungen zur Wirksamkeit der Pädagogik Steiners. Gerade dies aber ist ein Charakteristikum der Waldorfpädagogik: Sie beansprucht nachhaltige Wirkungen im Blick auf eine gelingende Lebensgestaltung. Von der Freude am beruflichen Engagement, über Verantwortungsbewusstsein für Gesellschaft und Umwelt bis hin zu positiven Einflüssen auf Lebensführung und Gesundheit im Alter reichen die Wirkungserwartungen. Der nun vorgelegte Forschungsbericht versucht sich an einer Antwort auf die Frage, inwieweit sich Indizien für die Einlösung derartiger Erwartungen finden lassen. Weiter will er einen Beitrag leisten zur Weiterentwicklung der Waldorfschulen, indem er Stärken und Schwächen dieses reformpädagogischen Modells aus der Perspektive der Ehemaligen beleuchtet. Dass Konsequenzen aus den berichteten Befunden in Lehrerkollegien und Dachverbänden der Waldorfpädagogik erst noch gründlich erwogen und ergebnisoffen diskutiert werden müssen, sollte sich von selbst verstehen.

Die Studie wurde durchgeführt unter Leitung von Prof. Barz, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und Prof. Randoll, Alanus Hochschule Alfter. Die Untersuchung basiert auf eingehenden Befragungen von ehemaligen Waldorfschülern aus drei Alterskohorten. Die Herausgeber analysieren die konkreten Erfahrungen der Ehemaligen mit der Waldorfpädagogik. Für die Interpretation und Diskussion der Spätfolgen, der Nach- und Nebenwirkungen des Waldorfschulbesuchs in verschiedenen Lebensbereichen konnten namhafte Experten gewonnen werden. Analysiert werden Berufskarrieren, Lebensorientierungen, Religion, Gesundheit.

Das Buch „Absolventen von Waldorfschulen. Eine empirische Studie zu Bildung und Lebensgestaltung“ ist zum Preis von 32,90 € im Buchhandel, direkt beim VS Verlag oder auch bei Thalia.de zu beziehen

Rezensionen

DER SPIEGEL (17/2007) 23.04.2007

Hassfach Eurythmie

RUBRIK: Bildung; S. 64
LÄNGE: 5751 Zeichen
QUELLE: http://service.spiegel.de/digas/servlet/pdf?PDF_REQUEST=SINGLE_DOC&DID=51292035.

Überdurchschnittlich viele Abiturienten, aber schwere Mängel bei Fremdsprachen: Eine umfassende Studie über Absolventen von Waldorfschulen liegt nun vor.

Die Tageszeitung (TAZ) berichtet über die Absolventenstudie

Spätfolgen von Waldorfschulen

RUBRIK: Spezial; S. 40
LÄNGE: 109 Wörter
QUELLE: http://www.taz.de/dx/2007/04/07/a0266.1/text

Die Erwartungen an Waldorfschulen sind hoch. Ihre Schüler sollen zu besonders engagierten, verantwortungsbewussten und kreativen Menschen werden. Ob das eintrifft, haben Heiner Barz und Dirk Randoll untersucht. Die beiden Professoren befragten dafür drei Generationen ehemalige Waldorfschüler. Ihre Ergebnisse sind nun als Buch erschienen, ergänzt um Beiträge von Experten. Analysiert werden Erfahrungen mit der Waldorfpädagogik, Berufskarrieren, Lebensorientierungen, Religion und Gesundheit.

Selbstsicher dank Waldorfschule

RUBRIK: Spezial; S.2
LÄNGE: 917 Wörter
QUELLE: http://www.taz.de/dx/2005/10/01/a0222.1/text.ges,1

Absolventen von Waldorfschulen arbeiten oft im Gesundheitswesen, in Bildung und Erziehung, so lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie. Viele sehen sich als sehr kreativ und engagiert. Doch Befragungen von Ehemaligen bergen Tücken.
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Das Parlament

Angelesen

Der Volksmund weiß, was aus den Absolventen von Waldorf-Schulen wird: Menschen, die ungeheuer kreativ und enorm sozial sind. Tatsächlich taugt das Klischee nur bedingt: Lediglich fünf Prozent der Waldorf-Schüler schlagen sich später als Künstler durch; auch in sozialen Berufen sind sie nicht besonders häufig vertreten. Stattdessen ergreifen sie meist ganz normale akademische Berufe: Lehrer, Ingenieure, Ärzte oder Apotheker. Die Ehemaligen-Studie „Absolventen von Waldorfschulen“ der Sozialforscher Dirk Randoll und Heiner Barz gibt einen höchst interessanten Einblick in ein halbes Jahrhundert Waldorf-Pädagogik. Der Leser lernt hier nicht nur, dass in den meisten Elternhäusern die Lehre Rudolf Steiners gar keine Rolle spielt – und folglich kaum einer der Waldorf-Schüler zum Anthroposophen wird. Sondern auch, dass die Schulen zwar Kreativität, Selbstbewusstsein und soziale Kompetenz vermitteln aber offenbar klare Defizite in der Didaktik haben. So mancher der befragten Absolventen kommt zwar prima in der Gesellschaft zurecht – hätte aber gerne mehr gelernt.

~Jeannette Goddar (das Parlament Ausgabe 08-09 Jg. 2007)

Frankfurter Rundschau

Verkannte Geister

Verkannte Geister Der Volksmund hat eine ziemlich klare Vorstellung davon, was aus den Absolventen von Waldorf-Schulen wird: Menschen, die ungeheuer kreativ und/oder enorm sozial sind. Dabei gibt es kaum eine ernst zunehmende Untersuchung über Erfolge oder Misserfolge der bundesweit mehr als 200 Waldorf-Schulen. Nun ist geklärt, dass das Klischee nur bedingt taugt: Lediglich fünf Prozent der Waldorf-Schüler arbeiten später als Künstler. In der Realität ergreifen sie meist normale akademische Berufe: Sie werden Ingenieure, Ärzte und Apotheker. Oder auch Lehrer. Doch als solche gehen sie so gut wie nie an eine Waldorf-Schule zurück.

Zu verdanken ist diese Erkenntnis Dirk Randoll und Heiner Barz. Die beiden Sozialforscher von der privaten Alanus Hochschule in Alfter und der Universität Düsseldorf haben Ehemalige der vergangenen 50 Jahre um eine Bilanz gebeten. Sie befragten mehr als tausend Waldorf-Absolventen aus verschiedenen Altersgruppen dazu, was aus ihnen wurde und wie sie ihre Schullaufbahn im Rückblick bewerten. Dabei herausgekommen sind einige interessante Einblicke, die man so bisher nur vermuten konnte. Erstens: In den allermeisten Elternhäusern spielt die Lehre Rudolf Steiners keine Rolle. Nicht die Anthroposophie, sondern die Pädagogik sowie die Unzufriedenheit mit dem staatlichen Schulsystem sind entscheidend für die Schulwahl.

Als positiv verbuchen die Ehemaligen, dass die Schule ihnen Kreativität, Selbstbewusstsein, soziale Kompetenz, Konfliktfähigkeit und Offenheit gegenüber Religionen mitgegeben hat. Verbesserungsbedarf sehen viele in der Didaktik der sehr frei unterrichtenden Schulen, die immer wieder auch als Vorbild für moderne Unterrichtsformen gehandelt werden. Viele bedauern, dass sie vor allem in Naturwissenschaften und Fremdsprachen nicht mehr gelernt haben, weil sie kaum gefordert wurden. Rückblickend betrachtet fehlt vielen Männern auch die Möglichkeit, „Jungs-Anteile“ auszuleben. Wo kein körperliches Messen mit Gleichaltrigen möglich ist, fehlt offenbar ein Ventil für Aggressionen. Und: Mehr als ein Drittel der Waldorf-Absolventen hatte Nachhilfe-Unterricht. Keine Glanzleistung für einen Schultyp, der sich individuelle Förderung ganz oben auf die Fahnen schreibt.

~Jeannette Goddar (Frankfurter Rundschau; 13. März 2007. Rubrik FR:PLUS Wissen & Bildung)

Süddeutsche Zeitung

Distanz und Nähe

Was wird eigentlich aus Waldorf-Absolventen?
Eine Drei-Generationen-Studie liefert ein differenziertes Bild; Steiner-Pädagogik.

Obwohl es in Deutschland mehr als 200 Waldorf-Schulen gibt, sind Erfolge und Misserfolge der Lehre Rudolf Steiners kaum erforscht. Dirk Randoll, Sozialforscher an der privaten Alanus-Hochschule in Alfter, hat mit seinem Kollegen Heiner Barz von der Universität Düsseldorf Ehemalige der vergangenen 50 Jahre um eine Bilanz gebeten. Mehr als tausend Waldorf-Absolventen in drei Altersklassen haben die beiden Professoren schriftlich befragt, mit zwei Dutzend haben sie lange Interviews und mit sechs Gruppen Diskussionen geführt.

SZ: Landläufig sagt man, dass Waldorf-Schüler vor allem zweierlei werden: kreativ und sozial. Was ist aus den Absolventen der vergangenen 50 Jahre geworden – Künstler und Sozialarbeiter?

Randoll: Nein. Unter den Ehemaligen sind überdurchschnittlich viele Lehrer und Lehrerinnen, aber auch Ingenieure, Ärzte und Apotheker. Künstler werden Waldorf-Schüler nur zu fünf Prozent – das sind allerdings immerhin fünfmal so viele wie im Durchschnitt der Bevölkerung, da ist es nur jeder hundertste. In sozialen Berufen liegt die Zahl der Waldorf-Absolventen etwa im Mittel.

SZ: Und wie viele Schüler ergreifen einen anthroposophischen Beruf?

Randoll: Nahezu niemand. Nur 2,4 Prozent widmen sich als Erwachsener der Eurythmie oder werden Lehrer an einer Waldorf-Schule. Die meisten sind darüber hinaus der Anthroposophie gegenüber indifferent, skeptisch bis negativ eingestellt.

SZ: Heißt das, dass sie gar nicht auf Waldorf-Schulen hätten gehen wollen?

Randoll: Nein. Die Lehre Rudolf Steiners spielt schon in den allermeisten Elternhäusern kaum eine Rolle. Nur die wenigsten geben Anthroposophie als Motiv für die elterliche Schulwahl an. Meist werden pädagogische Gründe sowie die Unzufriedenheit mit dem staatlichen Schulsystem genannt. Auch die Ehemaligen geben zu Protokoll, dass nichts sie so wenig interessiert hat wie das „Zwangsfach Eurythmie“. Gelobt wird aber die Offenheit gegenüber verschiedenen Glaubensrichtungen und Spiritualität. Und jeder zweite hat seine Kinder wieder auf eine Waldorf-Schule geschickt, auch ohne Anthroposoph zu sein.

SZ: Seit der Pisa-Studie streitet die Öffentlichkeit, ob die Methoden des freien Unterrichts zu besseren Ergebnissen führt. Was sagen die Absolventen?

Randoll: Das ist ganz unterschiedlich. Positiv glaubt die Mehrzahl, dass die Schule ihnen Kreativität, Selbstbewusstsein, soziale Kompetenz und Konfliktfähigkeit mitgegeben hat. Auf der anderen Seite sagen viele, dass sie vor allem in Naturwissenschaften und Fremdsprachen mehr gelernt hätten, wenn sie stärker gefordert worden wären. „Obwohl ich 13 Jahre Englisch und Französisch hatte, kann ich es kaum sprechen“ – das haben wir öfter gehört. Viele beklagen auch mangelndes Leistungs-Feedback. In der Frage, wie man Schüler ohne Noten effizient bewertet, besteht Nachholbedarf.

SZ: Die antiautoritären Umgangsformen werden auch im Rückblick positiv bewertet?

Randoll: Mit zwei Einschränkungen. Erstens kommen Mädchen mit der Waldorf-Pädagogik offensichtlich besser zurecht als Jungen. Männliche Ehemalige sagen regelmäßig, ihnen hätte die Möglichkeit zum Ausleben ihrer „Jungs-Anteile“ gefehlt: das körperliche Messen mit Gleichaltrigen, ein Ventil für ihre Aggressionen. Zweitens empfinden Schulwechsler wie Berufseinsteiger den Wechsel von der Waldorf-Welt in eine andere als sehr hart. Das gilt für Schulwechsler, aber vor allem für die Berufseinsteiger. Die ersten Jahre in der Leistungsgesellschaft kosten viel Kraft. Am Ende kommen die meisten dann allerdings sehr gut zurecht.

SZ: Mit welchem Abschluss starten denn die Abgänger der Waldorf-Schulen, die ja im Prinzip Gesamtschulen sind, ins Leben?

Randoll: Zwei von drei machen Abitur – das sind viele. Allerdings kommen Waldorf-Schüler auch aus überdurchschnittlich bildungsbewussten Elternhäusern. Und: 38 Prozent der Ehemaligen haben private Nachhilfe bekommen. Das ist nicht gerade eine Ruhmesleistung für einen Schultyp, der für sich in Anspruch nimmt, jeden Einzelnen zu fördern.

SZ: Sie selber haben zwei Kinder auf der Waldorf-Schule. Welche Erkenntnis ziehen Sie als Vater aus der Studie?

Randoll: Ich würde sie wieder dort einschulen, erwarte aber auch, dass sich die Waldorf-Schulen entwickeln. Sie sollten sich erstens den gesellschaftlichen Anforderungen stärker stellen. Und zweitens ihre Curricula – insbesondere die der Fremdsprachen und Naturwissenschaften – überarbeiten und die Lehrer besser qualifizieren.

~Interview: Jeannette Goddar (Süddeutsche Zeitung. 8. Februar 2007. Beilage S.41)

info3 News

Zufriedene Waldorfschüler

(jh) Waldorfschüler machen überdurchschnittlich oft das Abitur, erreichen überdurchschnittlich oft Hochschulabschlüsse, sie sind überaus zufrieden mit ihrem Berufsleben und werden selten arbeitslos. Sie stammen aber auch überproportional aus sozial und finanziell besser gestellten Elternhäusern mit einem überdurchschnittlichen Akademiker-Anteil. Ein auffällig hoher Anteil der Eltern von Waldorfschülern (fast ein fünftel) ist selbst Lehrer von Beruf – allerdings an Staatsschulen. Diese und viele andere interessante Ergebnisse hat die erste wissenschaftlich-systematischen Befragung von ehemaligen Waldorfschülern erbracht, die jetzt im VS-Verlag Wiesbaden erschienen ist. Verantwortlich für die Studie zeichnen die Erziehungswissenschaftler Professor Heiner Barz (Uni Düsseldorf) und Professor Dirk Randoll (Alanus Hochschule).

Neben anderen Überraschungen ergab die Studie auch, dass nur ein verschwindend geringer Teil der ehemaligen Waldorfschüler selbst einen anthroposophischen Beruf ergreift (2,4 Prozent) oder sich für Anthroposophie interessiert (7,2 Prozent) – ein Resultat, dass insbesondere dem immer wieder von Kritikern geäußerten Vorwurf die Basis entziehen dürfte, dass Waldorfschulen auf anthroposophische Indoktrination abzielten.. Die Zufriedenheit der Ehemaligen mit „Ihrer“ Schule überwiegt klar die bemängelten Defizite (z.B. Mathematik, Fremdsprachen): 47 Prozent der Absolventen, die selbst Kinder haben, haben diese wieder an einer Waldorfschule untergebracht.

Nachzulesen sind die Ergebnisse der Studie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift info3 – Anthroposophie im Dialog oder direkt in der knapp 400 Seiten starken Studie.

Heiner Barz und Dirk Randoll:

Absolventen von Waldorfschulen. Eine empirische Studie zu Bildung und Lebensgestaltung, VS Verlag Wiesbaden 2007, EUR 32,90.

QUELLE: http://www.info3.de/wordpressnews/?p=41

Autoren und Autorinnen

Heiner Barz, Prof. Dr. phil.: Leitung der Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Arbeitsschwerpunkte: Theorie und Empirie der Reformpädagogik, insbesondere der Waldorfpädagogik; Zielgruppenforschung in der Weiterbildung; Bildungsmanagement und Evaluationsforschung, e- Learning, Jugend und Religion.

Anne Bonhoeffer: Zehn Jahre Tätigkeit als Waldorfkindergärtnerin in Stuttgart. 1999/2000 berufsbegleitende Ausbildung zur Qualitätskoordinatorin bei der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung (GAB), München. 2002 Studium der Wirtschaftspsychologie an der Ruhr-Universität Bochum. Daneben freiberufliche Beraterin für das GAB-Verfahren für Qualitätssicherung und -entwicklung. Seit 2005 Mitarbeiterin der GAB München. Arbeitsschwerpunkte: Qualitätsentwicklung in sozialen und pädagogischen Einrichtungen, Lernen im Arbeitsalltag und berufsbegleitendes Lernen.

Michael Brater, Prof. Dr. phil.: MA in Soziologie an der LMU München. Bis 1980 Tätigkeit im Sonderforschungsbereich 101 an der Universität München, danach Mitgründung der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung (GAB): Dort bis heute Gesellschafter und Projektleiter. Arbeitsschwerpunkte: Methoden der Berufsbildung, Arbeiten und Lernen, Ausbilderqualifizierung, Wandel der Arbeitswelt, Berufsbildung und Persönlichkeitsentwicklung, Kunst und Beruf, Organisations- und Qualitätsentwicklung- und Forschungsschwerpunkte.

Arndt Büssing, PD Dr. med.: Arzt und Leiter der Abteilung für angewandte Immunologie der Krebsforschung Herdecke e.V. sowie Leiter der Arbeitsgruppe „Spiritualität und Krankheitsumgang“ des Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin der Universität Witten/Herdecke. Autor zahlreicher medizinischer Fachartikel und Herausgeber verschiedener Bücher sowie Herausgeber der „Deutschen Zeitschrift für Onkologie“.

Michael N. Ebertz, Dr. rer. soc. Dr. theol., PD: Privatdozent für Soziologie an der Universität Konstanz und Professor an der Katholischen Fachhochschule (KFH) in Freiburg. Derzeit Sprecher der Sektion Religionssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Aktueller Forschungsschwerpunkt in der Religionssoziologie.

Frank Jacobi, Dr. rer. nat.: Psychologischer Psychotherapeut und Leiter der Arbeitsgruppe Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung und Versorgungsforschung der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität Dresden. Arbeitsschwerpunkte sind Epidemiologie und Versorgungsforschung, Psychotherapieforschung, Evaluation und Qualitätssicherung sowie Klinisch-Psychologische Forschungsmethoden. Er ist Autor verschiedener Fachartikel und Bücher.

Thomas Gensicke, Dr. rer. pol.: Bereichsleiter „Staat und Bürger“ bei TNS Infratest Sozialforschung München. Forschungsgebiete: Empirische Einstellungs-, Werte- und Kulturforschung, öffentliche Beteiligung und freiwilliges Engagement, Besonderheiten der neuen Bundesländer. Leiter der empirischen Dauerberichterstattung zum Ehrenamt, Freiwilligarbeit und bürgerschaftlichen Engagement im Auftrag der Bundesregierung und der Bundesländer (Freiwilligensurveys), Mitautor der 14. und 15. Shell Jugendstudien

Heiner Ullrich, Prof. Dr. phil.: Erziehungswissenschaftler an der Johannes-Gutenberg- Universität Mainz. Arbeitsschwerpunkte: Qualitative Schulforschung (Reformschulen, Schul- und Unterrichtsentwicklung), Sozialisationsprozesse im Kindes- und Jugendalter.

Walter Hiller: Direktor für Kommunikation und internationale Beziehungen in der Software AG-Stiftung, Darmstadt. Von Nach dem Studium der Germanistik, Politik und Pädagogik von 1976 bis 1991 Oberstufenlehrer an der Feien Waldorfschule Frankfurt/Main und von 1991 bis 2005 Geschäftsführer des Bundes der Freien Waldorfschulen sowie Präsident des European Council for Steiner Waldorf Education.

Peter Loebell Dr. disc. pol.: Studium Journalismus, Soziologie und Linguistik in Köln und Hamburg, Abschluss als Diplom-Soziologe 1981; Tätigkeit in einem Forschungsprojekt über Fernsehmagazine; Ausbildung zum Klassenlehrer an Waldorfschulen; 1985 bis 1996 Klassenlehrer; seit 1996 Dozent für Anthropologie, Pädagogik und Klassenlehrermethodik an der Freien Hochschule Stuttgart; 2000 Promotion in Erziehungswissenschaft zum Thema „Lernen und Individualität“.

Peter F. Matthiessen, Prof. Dr. med.: Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Inhaber und Mitbegründer des „Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin“ an der Universität Witten/Herdecke. Autor zahlreicher medizinischer Fachartikel mit dem Schwerpunkt Komplementärmedizin sowie Theoriebildung und Wissenschaftspluralismus in der Medizin.

Thomas Ostermann, PD Dr. rer. medic.: Studium der Mathematik und Physik. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Lehrstuhl für Medizintheorie und Komplementärmedizin“ der Universität Witten/Herdecke mit dem Arbeitsschwerpunkt Versorgungsforschung und Qualitätsmanagement. Autor zahlreicher Fachartikel zur Komplementärmedizin und Herausgeber verschiedener Bücher.

Sylva Panyr, Dr. M.A.: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort Promotion über Soziale Milieus und Erziehungsstile (Betreuer: Prof. Barz). Weitere Arbeitsschwerpunkte: Teilnehmer- und Adressatenforschung in der Weiterbildung, Schulforschung, Jugend und Gewalt.

Dirk Randoll, Prof. Dr. phil.: Studium der Erziehungswissenschaften an der J.W. Goethe Universität in Frankfurt am Main. 1982-1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main. Seit 1999 Projektleiter bei der Software AG-Stiftung in Darmstadt. Seit 2003 Professor an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn, Leiter des Instituts für empirische Sozialforschung. Arbeitsschwerpunkte: Qualität von Schulen; Theorie und Empirie zur Waldorfpädagogik; International vergleichende Bildungsforschung; Entwicklungspsychologie.

Christof Wiechert: Waldorfschüler in Den Haag (Niederlande). Nach dem Studium der Pädagogik und der Geographie 30 Jahre Lehrer an der Waldorfschule Den Haag. In dieser Zeit Mitbegründer des staatlichen Waldorflehrerseminars in den Niederlanden. Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in den Niederlanden. Gemeinsam mit Ate Koopmans Entwicklung des Kurses „Die Kunst der Kinderbesprechung“. Rege Vortragstätigkeit im In- und Ausland. Seit Oktober 2001 Leiter der Pädagogischen Sektion am Goetheanum.

Reformpädagogische Bildungskulturen im Spiegel empirischer Forschung
im Rahmen des DGFE-Kongresses, Dresden 18.3.2008

Reformpädagogische Bildungskulturen scheinen heute gleichzeitig in der Defensive wie in der Offensive. Gemessen am aktuellen Mainstream der bildungspolitischen Diskussion, der seit Jahren eindeutig und nachhaltig von PISA, von flächendeckenden Lernstandserhebungen und einheitlichen Bildungsstandards, von Leistungssteigerung und Verkürzung der Schulzeit dominiert wird, befinden sich Ansätze etwa der Montessoripädagogik oder der Waldorfschulen deutlich im Hintertreffen.

Dem stehen das seit Jahren wachsende Angebot an Privatschulen und die deutliche Zunahme der Schülerzahlen gegenüber; seit Mitte der 90er Jahre hat die Zahl der Privatschüler um knapp 50% zugenommen. Neben der Reformpädagogik alter Prägung und den zahlenmäßig noch immer dominierenden kirchlichen Schulen tauchen inzwischen auch neue Akteure als Schulträger auf: Die Phorms Management AG mit dem erklärten Ziel, mit Bildung Geld zu verdienen (Berlin, München, Frankfurt a.M., Köln). Oder der Sudbury-Ansatz, berühmtestes Beispiel die Hamburger Schulgründung mit Beteiligung der deutschen Pop-Ikone Nena. Vielerorts kommen Kinder aus den „Waldkindergärten“ ins schulpflichtige Alter und „aktive Naturschulen“ werden gegründet. Grund genug, nach den Leistungen und Erträgen der Alternativen zum staatlichen Regelschulsystem zu fragen.

In der Erziehungswissenschaft war nach einer Phase aktiver Sympathie verbunden mit prominenten Namen wie Flitner, Nohl oder Röhrs ein deutlich zurückgenommenes Interesse an reformpädagogischen Ansätzen zu verzeichnen. Kennzeichnend waren seit den 80er Jahren eher dekonstruktivistische Bemühungen in Richtung Entmystifizierung, Ideologiekritik oder Abschied vom romantischen Kindbild (Oelkers, Tenorth, Ullrich). Erst in jüngster Zeit finden sich indessen nennenswerte Versuche, Schulwirklichkeit und Bildungserfolg der reformpädagogisch geprägten Einrichtungen mit dem Instrumentarium der empirischen Sozialforschung zu überprüfen. Neben einem aktuellen DFG-Projekt zu „Lehrer-Schüler-Beziehungen an Waldorfschulen“ (Helsper/Ullrich u.a. 2007) liegt eine neue Studie zu „Bildung und Lebensgestaltung ehemaliger Waldorfschüler“ (Barz/Randoll 2007) vor.

Auch zu den Bildungskulturen von Montessori- (Ludwig) und Jena-Plan-Schulen (Lambrich) entstanden in den letzten Jahren empirische Forschungsarbeiten. Es wird reizvoll sein, diese bislang nicht systematisch vernetzten Einzelprojekte zu präsentieren und hinsichtlich ihrer Methoden, Ergebnisse und Interpretationsperspektiven zu diskutieren. Dabei werden die Forschungserträge nicht nur im Blick auf Schlussfolgerungen für die reformpädagogischen Strömungen selbst zu befragen sein. Komplementär dazu stellt sich die Frage nach dem unabgegoltenem Anregungspotential der Bildungskultur reformpädagogischer Provenienz für Erziehungspraxis und Wissenschaft. Nicht zuletzt werden die Stärken und Grenzen der ganz unterschiedlichen Forschungsmethoden herauszuarbeiten sein.

Referate

Montessori-Pädagogik im Spiegel aktueller empirischer Forschung
(Download als PDF)
Harald Ludwig, Münster

Der Klassenlehrer an Waldorfschulen – Erträge eines DFG-Projektes
(Download als PDF)
Heiner Ullrich, Mainz
Bernd Stelmaszyk, Mainz

Waldorfschulen im Urteil ihrer Ehemaligen
(Download als PDF)
Dirk Randoll, Darmstadt

Soziales Lernen mit dem Jena-Plan – Fallstudien und Forschungsperpektiven
Hans-Jürgen Lambrich, Ludwigsfelde

Erlebte Reformpädagogik im Urteil von Zeitzeugen und Ehemaligen
(Download als PDF)
Hein Retter, Braunschweig

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Materialien zur Studie „Schüler an reformpädagogischen Schulen“

Heiner Barz / Dirk Randoll /Sylva Liebenwein: → Schüler/innen an reformpädagogischen Schulen. Vortrag im Rahmen der AEPF-Tagung am 14.09.2010 in Jena.

Die Rohergebnisse der schriftlichen Erhebung in Form von Kreuztabellen

→ Tabellenband 1
→ Tabellenband 2

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Prof. Dr. Heiner Barz
Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement
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Professor Doktor Heiner Barz