Der „Workload“ von Studiengängen ist ins Gerede gekommen. „Workload“ heißt in der Sprache des Bologna-Zeitalters so viel wie Arbeitsaufwand, gemessen in Stunden. Spätestens seit der Zeitlast-Studie des Hamburger Kollegen Professor Schulmeister, die eine durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von 23,5 Stunden bei Studierenden festgestellt hat, wird diskutiert, in welchem Verhältnis gefühlte Überlastung und realer Zeitaufwand stehen.

Denn der Durchschnittswert weit unterhalb der 40-Stunden-Woche, den das Zeitlast-Team ermittelt hat, steht in scharfem Kontrast zu den häufigen Klagen über volle Stundenpläne, nächtliches Klausurpauken und rastlose Hetze von Lehrveranstaltung zu Lehrveranstaltung. „Erschöpft vom Bummeln“ titelte der „Spiegel“ maliziös. Dabei ist die Botschaft der Zeitbudgetforscher eigentlich eine andere: Auf der Anklagebank sitzen weniger die Studierenden. Kritisiert werden vielmehr die durch die Vorgaben der Studienordnungen kaum sinnvoll organisierbaren Wochenarbeitspläne, in denen viel zu viel Leerlauf geradezu programmiert ist. Die Möglichkeiten, durch Blockseminare intensives und nachhaltiges Lernen zu unterstützen, werden von kaum einer Hochschule systematisch genutzt. Blended-Learning-Angebote als Verzahnung von interaktiver Präsenzlehre und individuellem Lernen zu Hause werden noch immer viel zu selten realisiert. Eine andere, ebenfalls spannende Frage ist indessen bislang kaum gestellt worden: Welches Zeitbudget wird eigentlich von Lehrenden aufgewendet, um Lehrveranstaltungen vorzubereiten und durchzuführen? Wie will man Universitätsdozenten auch dazu bringen, über ihr tägliches Arbeitspensum akribisch Buch zu führen? Versucht man mit Schätzwerten zu arbeiten, wird schnell eine Tendenz zu einer überzeichneten, ja unrealistisch hohen subjektiven Zeitaufwandseinschätzung deutlich. Das jedenfalls legen die Befunde einer aktuellen Studie in meiner Abteilung nahe: Viele der eingesetzten Zeiterfassungsbögen weisen in der Summe Zeitbudgets von 150 bis 200 – manche gar 600 – Stunden für eine einzelne Lehrveranstaltung aus. Verwaltungsgerichte halten schon eine Zeitbelastung von 112 Stunden pro Lehrveranstaltung und Semester für deutlich zu hoch angesetzt. Richtig dürfte es demgegenüber sein, dass die meisten Hochschullehrer sich weit über die bezahlten Stunden hinaus mit Forschung und Lehre befassen – worüber allerdings kaum einer klagt. Schließlich ist das der Preis für das hohe Privileg der akademischen Freiheit.