Dekane sind nicht zu beneiden. Zusätzlich zum üblichen Gerangel um den Text von Ausschreibungen für die Besetzung von Professuren, zusätzlich zum Schlichten von Konflikten zwischen Kollegen, bei denen einfach die Chemie nicht stimmt, sollen sie nun auch noch Stellen besetzen, auf denen wissenschaftliche Mitarbeiter „Evaluationskriterien“ für Fakultäten ausarbeiten. Die Idee ist eigentlich nicht verkehrt: In Zeiten knapper Finanzmittel muss sich auch der Hochschulbetrieb Fragen nach seiner Leistungsfähigkeit gefallen lassen. Aber woran misst man die Leistung einer Fakultät? Die Lehrleistung kann man noch notdürftig als Quantität und Tempo der erfolgreichen Absolventen erfassen. An die Lehrqualität kann man sich vielleicht durch Befragungen der Studierenden herantasten. Aber wie misst man Forschungsleistung? Dass Drittmitteleinwerbung ein Indiz für erfolgreiche Forschung, ist, dürfte unstrittig sein. Dass aber manch wertvolle Studie eines Historikers oder eines Literaturwissenschaftlers sich gerade nicht Drittmitteln, sondern einer effizienten Nutzung der „Erstmittel“ eines Wissenschaftlers verdankt, droht unter dem Diktat der Messbarkeit in Vergessenheit zu geraten: Muße, Kreativität, Fleiß und eine Portion positiver Starrsinn, das sind nach wie vor Ingredienzien wissenschaftlicher Exzellenz. Aber wie will man das messen? An der Zahl der Publikationen oder gar der publizierten Seiten? An der Häufigkeit, in der Arbeiten eines Wissenschaftlers von anderen zitiert werden? Angesichts der Tatsache, dass auch Hochschulmanagement-Riesen wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hier noch nichts Greifbares vorlegen konnten, erscheint es manchen Kollegen fast etwas naiv, dass ausgerechnet einzelne Fakultäten nun die Quadratur des Kreises austüfteln könnten. Eine Frage, die einem angesichts der flächendeckenden Evaluationsbestrebungen allerdings immer häufiger begegnet: Wer evaluiert eigentlich die Hochschulverwaltungen? Immerhin ist durchschnittlich etwa die Hälfte der Hochschulmitarbeiter dort beschäftigt. Und wer evaluiert die Hochschulleitungen? Die Frage muss erlaubt sein, ob die deutliche Stellenaufstockung, die sich Rektorate in den zurückliegenden Jahren leisteten, durch eine verbesserte Erfolgsbilanz gedeckt ist. Vielleicht könnten Rektorate ja auch Stellen einrichten, die Evaluationskriterien für die Performance von Hochschulleitungen vorschlagen? Ein Kriterium könnte der „Saldo aus der leistungsorientierten Mittelverteilung“ der Landesregierung sein. Während einzelne Unis hier ein dickes Plus verbuchen, schlägt bei anderen ein Minus von bis zu fünf Millionen Euro zu Buche – offensichtlich weil sie aus Sicht des Wissenschaftsministeriums im Vergleich mit anderen NRW-Hochschulen eine schlechtere Leistungsbilanz aufweisen.