Die Umsetzung der Bologna-Beschlüsse zur Studienreform hat ganz neue Geschäftsmodelle entstehen lassen. Ein besonders lukratives scheint das Akkreditierungs-Business zu sein. Für die Fakultäten und Fachgruppen der Hochschulen jedenfalls sieht es so aus, dass beträchtliche Beträge für die Akkreditierung von Studiengängen aufgebracht werden müssen. Pro Studiengang werden 10 000 oder mehr Euro fällig – auch wenn die Fakultäten bisweilen ähnliche Studiengänge bündeln und dann für sogenannte Clusterverfahren Mengenrabatt bekommen. Dabei ist der Aufwand, der hochschulintern mit einem Akkreditierungsverfahren verbunden ist, noch gar nicht mitgerechnet. Denn Akkreditierungsanträge sind aufwendig, die Verfahren oft langatmig, verbunden mit Lokalterminen, Begehungen, Schriftwechseln, Stellungnahmen, Stellungnahmen zu Stellungnahmen, eventuell mit Auflagen. Und alle fünf bis sieben Jahre wird reakkreditiert – natürlich ebenfalls kostenpflichtig. Akkreditierung hört sich durchaus irgendwie nobel an und weckt Assoziationen in Richtung Diplomatie. Klingt jedenfalls viel vornehmer als früher, als Studiengänge noch per Erlass von Wissenschaftsministerien genehmigt werden mussten. Ob das neue Verfahren samt seinem neuen Vokabular tatsächlich besser ist, darüber lässt sich streiten. Kritiker etwa aus dem Deutschen Hochschulverband sagen, es sei vor allem „teuer, bürokratisch, langsam, ineffizient, rechtlich zweifelhaft und autonomiefeindlich“. Vielleicht stellt es dennoch so etwas wie das kleinere Übel dar. Sicher können nicht alle Schwachstellen eines neuen Studiengangs – der ja allzu oft ebenfalls nur „alter Wein in neuen Schläuchen“ ist – durch die strenge Prüfung der Akkreditierungs-Gutachter vorab ausgemerzt werden. Dennoch kann man annehmen, dass allein die Tatsache, dass sich Fachbereiche anlässlich einer bevorstehenden „Begehung“ gezwungenermaßen intensiv mit den Studieninhalten, mit der Studierbarkeit, mit dem Studierendenservice, mit den Arbeitsmarktchancen der Absolventen auseinandersetzen müssen, schon einen positiven Effekt auf die Qualität von Studium und Lehre bewirkt. Für die Professoren, aber auch für die Studierenden gibt es außerdem die Chance, gelegentlich auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen. Dann wandern immerhin ein paar Euro aus den Akkreditierungsagenturen wieder zurück in den Wissenschaftsbetrieb.