Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln „Drei Schritte vor und zwei zurück“ – dieser Brauch der „Echternacher Springprozession“ ist seit 2010 als Weltkulturerbe anerkannt. Vielleicht sollten sich die deutschen Kultus- und Wissenschaftsminister ja auch schon mal bei der UNESCO anmelden. Allzu vieles folgt derzeit jedenfalls dem Muster „Drei Schritte vor und drei zurück“. Beispiel Studiengebühren: Sie wurden in den letzten zehn Jahren in sieben Bundesländern eingeführt – und mittlerweile überall wieder abgeschafft.

Aus dem neunjährigen Gymnasium wurde im selben Zeitraum in fast allen Bundesländern das viel gehasste G8 gemacht – nur das gerne als hinterwäldlerisch belächelte Rheinland-Pfalz machte den Spuk nicht mit. Die Gesamtschulen – in NRW immerhin demnächst stolze 300 Stück – dagegen sollten, ja mussten bei der neunjährigen Dauer bis zum Abi bleiben. Nachdem man den Gymnasien das G8 gegen Widerstände praktisch aller betroffenen Gruppen (Eltern, Lehrer, Schüler) aufgezwungen hat, dürfen Gymnasien nun seit ein paar Jahren wieder „Modellversuche“ beantragen, um das G9 erneut zu „erproben“ .

Inzwischen werden in allen Bundesländern wieder neunjährige Wege zum Abitur auch an Gymnasien angeboten. Und in Bayern gibt es zusätzlich ein „Intensivierungsjahr“. Tendenz: Flexibilisierung. Zumindest die Schulministerien erkennen also offenbar langsam an, dass staatlicher Dirigismus eher das Problem als die Lösung ist. Es wäre Zeit, dass sich diese Einsicht auch in den Wissenschaftsministerien herumspricht. Dort plant man zum Beispiel in NRW unter der euphemistischen Überschrift „Hochschulzukunftsgesetz“ die Rücknahme des „Hochschulfreiheitsgesetzes“, also die Rückkehr in die bildungspolitische Steinzeit: „durchregieren“ von der Staatskanzlei direkt in den Hörsaal.