Natürlich hat das alte Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“ noch immer Gültigkeit und man darf die Grenzlinien zwischen den Referenzsystemen Wissen-schaft, Publizistik und Politik nicht einfach ignorieren. Ein unschönes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der Ausflug des NRW-Landesvorsitzenden der CDU, Armin L., in die Wissenschaft, die mit einer Bruchlandung des Lehrbeauftragten Laschet an der berühmten RWTH Aachen wegen offensichtlich erfundener Klausurnoten endete.

Das eigentlich Tragische aber dürfte sein, dass L.’s gutes und einflussreiches Buch „Die Aufsteigerrepublik Zuwanderung als Chance“, wegen dem er zusätzlich unter Druck geraten war – er hatte, so heißt es, das Honorar gespendet und die Spendenquittung dafür steuerlich geltend gemacht, ohne die Einkünfte ebenfalls in der Steuererklärung anzugeben – wiederum nicht aus der Wissenschaft, etwa der Migrationssoziologie, sondern aus der Politik kam. L.’s Ausflug in die Publizistik jedenfalls öffnete konservative und christsoziale Kreise erstmals für die Idee, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland sei. Na ja, glücklich das Land, das noch ein paar einflussreiche konservative Intellektuelle hat – wenn schon nicht im Wissenschaftssystem, dann wenigstens in der Politik.

(veröffentlicht am: 05.11.2015)