Seit 1989 ist PCB in der Bundesrepublik verboten, seit 2001 weltweit. Seit den 90er Jahren kennt man die PCB-Belastung in öffentlichen Gebäuden. Zeitgleich mit einem aufsehenerregenden PCB-Prozess in Dortmund gegen offenbar skrupellose Firmenchefs ist nicht nur unsere Universität seit Frühjahr 2012 Schauplatz von Sofortmaßnahmen, die viele Mitarbeiter mit Kopfschütteln quittieren: Primärquellenentfernung heißt das Zauberwort, PCB-PQE.
Gebäude, die in wenigen Jahren ohnehin komplett saniert, eventuell sogar abgerissen werden sollen, werden wegen einer aufwendigen provisorischen Sanierung evakuiert. PCB-haltige Deckenplatten und Fußbodenfugen werden entfernt. Mit dem Ziel, dass hinterher die PCBBelastung zwar nicht beseitigt, aber wenigstens halbiert sein soll. PCB kann Allergien bewirken und den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Es steht auch im Verdacht, krebserregend zu sein. Man kann den Verantwortlichen wohl keinen Vorwurf machen: Würde nichts getan, droht die Schließung von ganzen Gebäudeteilen, heißt es, weil die wie immer willkürlich festgelegten Grenzwerte erreicht oder überschritten zu werden drohen. So unabweisbar der stumme Zwang der administrativen Verhältnisse sein mag – ob die „Sanierung vor der Sanierung“ wirklich sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Schon 2001 hat der Dortmunder Statistik-ProfessorWalter Krämer die oft widersinnige Art und Weise aufgespießt, mit der wir Menschen auf Risiken reagieren. Das Buch „Die Panik-Macher“ versammelt zahllose Beispiele von Amalgam in den Zähnen über BSE bis zur Zeckenplage, wo das eigentliche Risiko erst durch die panikartigen und damit falschen Bewältigungsversuche entsteht. Beispiel Asbest: Die Wahrscheinlichkeit, auf den durch geschlossene Schulen verlängerten Schulwegen durch Unfall oder Mord zu sterben, lag weitaus höher als die Wahrscheinlichkeit eines frühzeitigen Todes durch Asbest. Ob man Ähnliches wohl dereinst über die PCB-Sanierung sagen wird?