Jeder an der Heinrich-Heine-Uni kennt es: Man wird von sichtlich entnervten und erschöpften Erstsemestern, Gastwissenschaftlern oder Lieferanten angesprochen: „Können Sie mir sagen, wo ich die Bibliothek, den Hörsaal 3F, das Gebäude 23.02.01 finde?“ Oft hilft nur, dass man diese Neulinge direkt eskortiert. In der 70er Jahre Plattenbau-Architektur gibt es kaum Orientierungspunkte. Lange vor meiner Zeit hatte sich deshalb sogar auf meinem Flur eine wahre Tragödie abgespielt. Professor Kramp ereilte ein Herzinfarkt. Der sofort herbeigerufene Notarzt kam indes zu spät. Er irrte über das Unigelände – die Adresse lautet sinnigerweise auf dem gesamten Campus „Universitätsstraße 1“ – und brauchte zu lange, um sich im Gewirr der Gebäudenummern zum richtigen Trakt durch-zufragen. Neulich brach in der Vorlesung eines Kollegen eine ältere Gasthörerin zusammen. Der Kollege reagierte geistesgegenwärtig und sandte Studierende in alle Himmelsrichtungen, die sich an den Zufahrtstraßen postierten. Der Krankenwagen konnte auf schnellstem Weg zum Hörsaal gelotst werden. Glück gehabt. Doch ein irgendwie sinnvolles Orientierungssystem ist leider ein Desiderat. An anderen Unis gibt es Verbindungsstraßen die so heißen, dass man sie sich merken kann (Stanford: Pasteur Drive). Oder die Gebäude entsprechende Namen haben (FU Berlin: „Rostlaube“ , „Silberlaube“). In Düsseldorf soll man sich anhand von dezimalen Ungetümen wie 21.02.04.56 zurechtfinden. Eine Zumutung, die selbst langjährige Mitarbeiter ratlos zurücklässt. Es gibt Professoren, die sich noch im fortgeschrittenen Dienstalter nur unter Zuhilfenahme studentischer Lotsendienste in andere Gebäudetrakte vorwagen. Und Taxifahrer kann man generell nur an die „Mensabrücke“ als einem der wenigen Orientierungspunkte bestellen. Wenn es regnet, ist man schon ziemlich durchnässt, bis man von 22.05.02.26 das Taxi erreicht hat. Wer Pech hat, steht dann wirklich im Regen: Wenn der Taxifahrer wenig Geduld hatte und schon wieder weggefahren ist.