In der Pädagogik wird die Frage schon lange kontrovers diskutiert: fordern oder fördern? Was führt Menschen besser zu den Zielen von Selbstbewusstsein, Leistungsmotivation und Erfolg: Verständnis oder Strenge? Zuckerbrot oder Peitsche?

Während sich in Wirtschaft und Politik spezifische Führungsphilosophien herausgebildet haben, ist das Thema Führungskultur an Hochschulen chronisch vernachlässigt. Hier galt lange Zeit das Diktat der drei F: Forschen, Forschen, Forschen. Erst allmählich entsteht ein Bewusstsein dafür, dass erfolgreiche Drittmittel-Akquise nicht automatisch gute Mitarbeiterführung bedeutet. Ja, man hört bisweilen sogar Formulierungen, die auf eine gewisse Nähe von „Genie und Wahnsinn“ hinauslaufen. Will heißen: Brillante Forscher, preisgekrönte Wissenschaftler sind manchmal im persönlichen Umgang, sagen wir es diplomatisch: ein bisschen schwierig. Dass die Anhäufung akademischer Titel („Dr. Dr. Dr. h. c. mult.“) nicht gleichzusetzen ist mit höheren Fähigkeiten als Hochschulmanager – auch diese Beobachtung lässt sich im Universitätsalltag bisweilen machen. Anerkannte Forschungsleistungen in einem Fachgebiet sagen zunächst wenig über Kompetenzen, die fürs Management erforderlich sind. Wie auch bei Schulleitern, die ebenfalls meist wenig auf Leitungsfunktionen vorbereitet sind, sollte wenigstens der Besuch einiger Fortbildungsmodule in Sachen Mitarbeiterführung, Managementlehre oder Organisationsentwicklung vielleicht nicht verpflichtend vorgeschrieben, aber doch wenigstens nahegelegt werden. Es versteht sich von selbst, dass solch ein Ansinnen auf massiven Widerstand der Professorenschaft treffen dürfte. Denn zu deren Selbstverständnis gehört nicht nur die gute alte „Freiheit von Forschung und Lehre“ , sondern oft auch ein Gefühl von Allmacht. Letzteres dürfte dafür verantwortlich sein, dass auch hochschuldidaktische Angebote oder innovative Lehrformate oft nur schwer vermittelbar sind. Natürlich gibt es unter Professoren Naturtalente, deren Lehre und deren Führungsstil ohne jegliche Fortbildung exzellent sind. Aber wie überall kommen auf ein Naturtalent etliche weniger Begnadete, deren Anlagen durch Förderung und Fortbildung durchaus gewinnen könnten. Vielleicht sollte man im Zuge von Bologna 2.0 einmal damit anfangen?!