Heute Paris, morgen Heidelberg, übermorgen Rom. Tolle Städtereisen mit Kurzurlaubsoption. So stellt man sich das Kongress-Hopping der Wissenschaftler vor. Wer Erfahrung in diesem Business hat, für den stellt sich die Professoren-Herrlichkeit allerdings meist anders dar.

Kürzlich war ich für ein Wochenende in Berlin zur Abschlussveranstaltung von „Tanzplan Deutschland“ eingeladen, einem fünfjährigen Projekt der Kulturstiftung des Bundes, um über die Ergebnisse unserer Begleitforschung am Beispiel des Düsseldorfer Take-off-Projekts zu berichten. Berlin, diese alte, neue Hauptstadt, von der man immer liest, dass sie die neue kulturelle Metropole Europas und das Gravitationszentrum für Legionen von jungen Künstlern sei. Dort möchte man sich gern mal umsehen. Was habe ich tatsächlich gesehen? Den Hauptbahnhof, die U-Bahn, ein Hotel mit Back-Packer-Charme und die Ufer-Studios. Letztere immerhin ein imposantes früheres Werkstatt-Areal der Berliner Verkehrsbetriebe (BVB). Immerhin. Mehr war nicht drin – die eigentlich geplante Anreise tags zuvor fiel der überfälligen Fertigstellung des Projektabschlussberichts zum Opfer. Am Samstagnachmittag wurde die Präsentation für den Abend nochmals mit unseren Projektpartnern durchgesprochen. Und am Sonntag früh ging es auf dem schnellsten Weg nach Hause, denn mein ältester Sohn hatte mir am Telefon täglich von seiner neuen Abwurfvorrichtung am selbst gebauten, ferngesteuerten Flugmodell erzählt, die er mir unbedingt vorführen wollte. Ähnlich verliefen andere Kongressreisen im vorigen Jahr. Von Regensburg habe ich wenigstens die sogenannten Geschlechtertürme gesehen und von der originalgetreuen Sanierung der Steinernen Brücke erfahren, wo dank einem unermüdlichen Denkmalschutz sogar bei den nicht sichtbaren Steinen im Innern der Brückenpfeiler Material von exakt demselben Steinbruch verwendet wird, aus dem die Brücke vor 800 Jahren gebaut wurde. Nachmittags habe ich mich ans Laptop gesetzt und den Entwurf eines neuen Projektantrags überarbeitet. Die Deadline für die Einreichung ließ keine andere Wahl. Im ehedem so beschaulichen Professorenamt geht es heute halt zu wie überall anderswo auch –ganz ohne Denkmalschutz.