Irgendwann kamen in den 70er Jahren die sogenannten Sprachlabore auf. Als technische Innovation gepriesen, waren die headsetbestückten Fließbandarbeitsplätze innerhalb weniger Jahre zu tristen Investitionsruinen verkommen. Seit ein, zwei Jahren macht nun eine neue pädagogische Innovation von sich reden: MOOCs (sprich: Muhgs), ausgeschrieben „Massive Open Online Courses“, verkörpern die Idee, mit einer Art virtuellem Flächenbombardement die gesamte Online-Welt rund um den Globus an den prächtigen Wissensschätzen der renommierten amerikanischen Elite-Universitäten teilhaben zu lassen. Demokratisierung der Bildung statt Abschottung der Elite. In Deutschland hat sich die Start-up-Firma Iversity auf die Produktion und Vermarktung von MOOCs spezialisiert und einen Wettbewerb zur Erstellung von MOOCs durch deutsche Hochschullehrer ausgelobt. Die ersten neu entstandenen MOOCs stehen inzwischen im Netz kostenlos zur Verfügung. Und ebenso wie bei den millionenfach geklickten amerikanischen Vorbildern stellt sich auch hier rasch Ernüchterung selbst bei wohlwollender Betrachtung ein. In einem durch wenige Kameraschwenks und simple Lernkontrollfragen unterbrochenen, monotonen Redeschwall referiert ein mehr oder weniger sympathischer Professor die Inhalte eines Einführungslehrbuchs. Ich für meinen Teil lese Lehrbücher eigentlich lieber selbst. Beim altmodischen Durchblättern fühle ich mich jedenfalls deutlich unabhängiger als beim „fast forward“ in den Video-Clips. Die versprochene Selbstbestimmung von Raum, Zeit und Lerntempo wird durch die Fortsetzung der pädagogischen Langeweile mit anderen Mitteln also keineswegs eingelöst. Führt der Weg auch hier vom Hype zum Flop?