Mittagessen in einer Campus-Uni ist ein Wagnis. Eine „Campus-Uni“ ist eine Universität, die einst am Stadtrand auf die grüne Wiese gebaut wurde – fernab der Zivilisation mit ihren Errungenschaften, fernab von Tapas-Bar und Nudel-Haus, fernab aller Restaurants mit günstigem Mittagstisch.
Ob Student, Professor oder Sekretärin – alle sind der gastronomischen Raffinesse des Studentenwerks ausgeliefert. Das Studentenwerk hat einen exklusiven Monopolvertrag mit dem Rektorat: „Du sollst keine anderen Köche neben mir haben“, so lautet das vertraglich festgeschriebene Alte Testament der Universitäts-Gastronomie – unberührt von Hochschulfreiheitsgesetz oder dem sonst allenthalben gesungenen Hohen Lied der Privatinitiative. In Zeiten, in denen durch permanente Studien- und Verwaltungsreformen täglich neue Ungewissheiten über die Universität hereinbrechen, hat das Monopol des Mensa-Betriebs, haben die langen Studenten-Schlangen auf manchen eine entschleunigende Wirkung. Mit dem neuen Premium-Restaurant „Campus Vita“ hat das Studentenwerk ein architektonisch ansprechendes Ambiente für alle geschaffen, die unbegrenzt Zeit haben. Denn gekocht, gegrillt oder gebraten wird nach Art der modernen Erlebnisgastronomie („Front-Cooking“ ) vor den Augen der Kunden. Freilich will man häufig nicht zusehen, wenn an sich ganz ordentliche Lammfilets in den Grill geworfen und gar gepresst werden. Schade auch, wenn ein rosiges Stück Fleisch vom Koch alle 20 Sekunden auf der Herdplatte gewendet und nach allen Regeln der Großküchenkunst durch Tätscheln mit der Pfannenschaufel „entsaftet“ wird. Am Ende hat dann auch das beste Stück Fleisch die Konsistenz einer Schuhsohle angenommen. Immerhin: Es kann sich keiner beschweren, dass mit der teureren Verköstigung eine Zwei-Klassen-Gastronomie etabliert worden wäre: Schuhsohle bleibt Schuhsohle.