Im Laufe der Jahre hat man sich an die seltsamen Dienstbezeichnungen gewöhnt, über die jeder Uni-Neuling ins Grübeln gerät. Es gibt nicht nur Professoren und Dozenten, nein, es gibt Lehrstuhlinhaber und apl. Profs, es gibt Akademische Räte und WHKs. Während der Lehrstuhl nicht von ungefähr Assoziationen in Richtung Heiliger Stuhl nahelegt, sieht der Inhaber desselben im apl. Prof selten mehr als einen besseren wissenschaftlichen Mitarbeiter. Schon der leicht arrogante Aussprachecodex – Betonung ähnlich dem hessischen Äppl-Woi – soll klarmachen, dass man den Titel gleichsam für ’n Appel und ’n Ei bekommt – im Unterschied zum „richtigen“ Univ.-Prof. Der außerplanmäßige Prof. ist indessen nicht zu verwechseln mit dem Honorarprofessor, denn das ist ein höherwertiger Ehrentitel, eine Art Verdienstorden, mit dem Universitäten gerne bedeutende Persönlichkeiten auszeichnen, um sie an sich zu binden – Tendenz steigend. Der Akademische Rat dagegen stellt ein Auslaufmodell im Karrieresystem Hochschule dar, dem wohl die wenigsten nachtrauern: Die Rede vom „akademischen Unrat“ jedenfalls signalisierte schon lange einen nicht gerade überbordenden Respekt vor dieser verbeamteten Nischenexistenz. Eine Art Sherpa der akademischen Hierarchie ist indessen die WHK, dieWissenschaftliche Hilfskraft. Als mäßig bezahlte Teilzeitkraft hangelt sie sich von Semester zu Semester – und ist doch noch etwas Besseres als die Studentische Hilfskraft. Ohne Hiwis, wie sie im Volksmund genannt werden, hingegen wäre die Uni rasch mit ihrem Latein am Ende. Die SHKs recherchieren und exzerpieren, sie rechnen und layouten, sie kopieren und transkribieren – und sie bringen unbeschwerte jugendliche Lebensart in die abgeklärten Teams. Sie kennen das Web 2.0 nicht nur vom Hörensagen und stehen mit Apps und Cheats auf Du und Du – kurz, sie sind für den akademischen Staff so etwas wie die Brücke zum wirklichen Leben. Selbst die Bachelorisierung des Studiums hat ihrem Verantwortungsbewusstsein und ihrer Einsatzbereitschaft keinen Abbruch getan. Ohne die umsichtige und angesichts der jungen Jahre oft sensationell professionelle Mitwirkung von Hiwis wäre manche gewichtige Publikation kaum entstanden. In meiner Abteilung etwa hat eine studentische Hilfskraft aktuell bei der Herstellung des Handbuchs Bildungsfinanzierung fast ein ganzes Satzbüro ersetzt; am Ende sogar – dank Internet – von Guangzhou, China, aus. Ehrenamtlich. Da sage doch noch einmal einer etwas gegen die heutige Studentengeneration.