Warum verstummen Professoren, fragt die „Zeit“ in einer aktuellen Debatten-Serie. Dass die Mechanismen der Fehlsteuerung nicht nur Evaluationsprogrammen und Katalogen von Berufungskriterien, nicht nur englischsprachigen Peer-Review-Fachzeitschriften und Drittmittel- Rankings geschuldet sind, ist eine Ergänzung, die man vielleicht machen sollte. Die stromlinienförmige Zurichtung der Forschungsprogramme der Wissenschaft durch bibliometrische und finanzstatistische Forschungsbewertung ist das eine. Es gibt aber, möglicherweise als Kollateralschaden des Ranking- und Profilierungs-Imperativs, offenbar auch eine neue Konformismus-Erwartung vonseiten der Hochschulleitungen. Jedenfalls legen das Berichte nahe, die davon handeln, dass Rektoren ihre Professoren zum Rapport einbestellen, wenn sie sich öffentlich nicht ganz im Sinne der Hochschulleitung geäußert haben. (Um Missverständnisse zu vermeiden, sei ergänzt, dass das aktuelle Düsseldorfer Rektorat keinesfalls gemeint ist.)

„Ich will hier nicht die dienstrechtliche Karte ziehen“ ist eine vordergründig konziliante Formulierung – um dann aber umso deutlicher nahezulegen, dass sich ein Professor doch in der Öffentlichkeit bitte nicht zu Hochschulangelegenheiten zu äußern hätte. Das sei allein Sache des Rektorats. Anlässe können schon harmlose Kolumnen über die Qualität des Mensaessens sein oder öffentliche Einmischungen in Zeiten der Schweinegrippe-Hysterie oder in den bleiernen Monaten des Schavan-Verfahrens.

Dass durch derartige Interventionen eine akademische Streitkultur nicht unbedingt befördert wird und der einzelne Wissenschaftler oder die einzelne Wissenschaftlerin sich nicht unbedingt ermutigt findet, individuelle Standpunkte zu entwickeln und öffentlich zu vertreten, liegt auf der Hand.