Die Plagiatsjagd zeitigt immer neue Blüten. Fast unglaublich: Jeder, der sich auch nur ansatzweise mit Plagiatssoftware befasst hat, weiß, dass es den elektronischen Königsweg zur Plagiatsentdeckung nicht gibt. Bestenfalls ziemlich unspezifische Hinweise oder das, was auch eine etwas elaboriertere Google-Recherche erbringen kann, ist davon zu erwarten. Dass kürzlich ein umstrittener Fachhochschul-Professor mittels einer halbgaren Software eine „63-prozentige Plagiatswahrscheinlichkeit“ für die Dissertation von Frank-Walter Steinmeier öffentlichkeitswirksam an den „Focus“ verkaufte, ist vor diesem Hintergrund zu Recht als Rufmord gewertet worden. Auch wenn man PR-Gags für geniale Erfindungen gelegentlich vielleicht durchaus etwas abgewinnen kann – siehe zuletzt etwa Stefan Raabs Duschkopf-Innovation –, bei Professor Kamenz hört der Spaß auf. Denunziation als Geschäftsmodell darf nicht ungesühnt bleiben. Denn eines scheint ziemlich eindeutig: Hier geht es nicht um das verkündete hehre Ziel eines „plagiatfreien Deutschlands“. Hier geht es vielmehr um das Ködern von Käufern für eine unbrauchbare Softwarelizenz. Wenn Kamenz auf seiner Website profnet.de in schönstem Reinheitswahn phantasiert: „Deutschland soll in zwei bis drei Jahren der erste Hochschulstandort sein, in dem alle wissenschaftlichen Arbeiten ‚plagiatfrei‘ sind“ , dann kann man nur fragen: Was ist ein harmloser Zitierfehler gegen einen selbst ernannten Plagiats-Blockwart?