Vom Federkiel zur digitalen Textverarbeitung – der Wandel der „Aufschreibesysteme“ (Kittler) ist auch an den Schreibroutinen der Wissenschaftler und Studierenden nicht spurlos vorbeigegangen. Nicht nur Großtaten wie diejenige des Doktor-von-und-zu-Copy & Paste-Guttenberg zeugen davon. Auch im Alltag der studentischen Haus- und Examensarbeiten wird heute großflächig mit Copy & Paste gearbeitet. Wobei dagegen nichts einzuwenden ist, solange die digital verfügbare Quelle ordentlich angegeben und das kopierte Zitat gekennzeichnet ist. Wie die elektrische Kugelkopfschreibmaschine eine Arbeitserleichterung (und Arbeitszeitverkürzung) für denjenigen mit sich brachte, der das Zehn-Finger-Blind-Tippen beherrschte, so erlauben heute elektronische Datenbanken wie „SpringerLink“ oder „Google Books“ eine weitere Beschleunigung: Man spart sich den Gang zur Bibliothek, und man muss relevante Zitate nicht mehr abtippen –man kann sie kopieren und in den eigenen Text einfügen. Allerdings können nicht alle Studierenden der Versuchung widerstehen, via Copy & Paste nicht nur ein einzelnes Zitat, sondern gleich ganze Seiten oder Kapitel dem eigenen Text einzuverleiben. Wenn dann noch ein bisschen umformuliert sowie die eine oder andere Überleitung gebastelt wird, muss der Prüfer das nicht mehr als „wissenschaftliche Eigenleistung“ , sondern als gezieltes Verwischen von Spuren bewerten. Glücklicherweise finden sich unter Examenskandidaten heute viel mehr weiße als schwarze Schafe.