Immer häufiger hört man, dass die Zeit der Bücher abgelaufen sei. Dass die Studenten sich sowieso nur noch mit legal oder illegal, jedenfalls online verfügbaren Lernmaterialien auf ihre Prüfungen vorbereiten. Dass auch Forschung heute eigentlich auf das gedruckte Buch verzichten könne. Denn über Datenbanken und Online-Journals, über Google Books und Springer Link kommt man schneller, bequemer und umfassender an benötigte Informationen. Ist das gedruckte Buch also ein Auslaufmodell wie das Wählscheibentelefon oder die Pferdekutsche? Ein Fall fürs Museum?

Wohl kaum. Denn das Gesamterlebnis Buch ist und bleibt doch ein anderes im Vergleich zu Kindle, Laptop und Smartphone und was heute sonst an elektronischem Leseservice auf den Markt drängt. Und zwar nicht nur wegen der oft beschworenen Eselsohren, der Kaffeeflecken oder Unterstreichungen, die ihm eine unverwechselbare persönliche Individualität geben. Auch wird die neue Generation für die sublime Erotik einer gelben Reclamausgabe von Platons „Symposion“ oder von Adornos „Eingriffen“ in der Edition Suhrkamp kaum noch empfänglich sein. Aber auch Bushidos Bekenntnisse oder Dichtung und Wahrheit über Mark Zuckerberg oder Lady Gaga werden als Kulturgut auf Papier überleben – einfach, weil das Blättern im Buch eine ganz andere, nämlich entschleunigende Qualität hat im Vergleich zum Wischen über einen Touchscreen.

Solange es noch ein paar „digital immigrants“ gibt, die im Buchhandel statt bei Amazon Prime kaufen und ihren Urlaub mit dem Baedecker-Reiseführer statt mit der Tripadvisor-App planen – so lange bleiben uns die Bücher erhalten. Zumindest vorerst. Später wird man sie dann nur noch antiquarisch beziehen.