Was „Drittmittel“sind, glaubt man an Deutschlands Universitäten so einigermaßen zu wissen: zusätzlich eingeworbene Forschungsbudgets, die aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), aus Ministerien oder Kommunen kommen, von Wirtschaftsunternehmen oder Stiftungen bereitgestellt werden, um spezifische Forschungsthemen zu bearbeiten. Aber keiner weiß so ganz genau, was eigentlich die Erst- und Zweitmittel sein könnten, zu denen dann zum Beispiel DFG-Forschungsfördermittel als Drittmittel hinzukommen. Die Zeiten scheinen indessen vorbei, in denen man Mitarbeiter von Bildungsbetrieben allein dadurch in Verlegenheit bringen konnte, dass man sie – etwa im Rahmen von Organisationsentwicklungs-Workshops – das Wort Akquise an die Tafel schreiben ließ. Schon das Wort Akquisition kannte vor zehn Jahren kaum einer, geschweige denn, dass man in der Sache, nämlich laut Duden der „(Neu)Kundenwerbung“ zum Beispiel durch Verkaufsgespräche, Erfahrungen oder Ambitionen gehabt hätte.
Heute ist das anders. An manchen Fakultäten wird bereits fast die Hälfte des Etats durch Drittmittelakquise abgedeckt. Drittmittel heißen sie, weil diese Gelder von „Dritten“ außerhalb der eigentlichen „Zweierbeziehung“Forscher -Universität oder Universität- Wissenschaftsministerium stammen. Erfolgreiche Drittmitteleinwerbung ergänzt oder ersetzt als Gradmesser wissenschaftlicher Produktivität immer häufiger die alte akademische Karriereregel „publish oder perish“ (publiziere auf Teufel komm raus – oder du bist weg vom Fenster). Dabei spielen Medizin, Ingenieurs- und Naturwissenschaften hinsichtlich der Höhe der Drittmitteleinnahmen naturgemäß in einer ganz anderen Liga als die Sozial- oder Geisteswissenschaften. Während laut Statistischem Bundesamt es einem Professor in den Sprachwissenschaften im Durchschnitt gelingt, 58 000 Euro pro Jahr einzuwerben, kommen Mediziner auf 442 000 Euro und Profs der Ingenieurswissenschaften auf 403 000 Euro. Auch die Verteilung der regulären Haushaltsmittel auf die Fächer und Professuren hängen vom Drittmittelaufkommen ab. Hier gilt das Matthäus- Prinzip: „Denn wer da hat, dem wird gegeben werden.“ Was übrigens eine durchaus sinnvolle Wirkung entfaltet: Schließlich will man nicht Drittmittelmuffel alimentieren, sondern den Drittmittelzufluss stimulieren.