Das hat mich überrascht: Kein einziger der gut 30 Studenten in meinem Kurs zum Thema „Digitalisierung und Bildung“ hat sich beim Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (Che) informiert, bevor er sich für einen Studienplatz beworben hatte.

Kaum einer kannte das Che-Ranking überhaupt.

Vor ein paar Jahren waren es gut zwei Drittel der Studierenden, die in meinen Seminaren angaben, dass sie auch die Ranking-Ergebnisse zu Rate gezogen hätten. Es gab eine Zeit, da schossen die Rankings wie Pilze aus dem Boden: Der Spiegel, Focus, die Wirtschaftswoche, das Handelsblatt, die Faz – alle hatten sie Listen erstellt und meist auf ihren Titelseiten vermarktet, in denen Beliebtheit und Leistungsparameter von Hochschulstandorten verglichen wurden. Mal für ein spezielles Fach (zum Beispiel BWL), mal auf Lehre, mal auf Forschung gerichtet, versprachen die Listen den Studienanwärtern eine Entscheidungshilfe.

Das Che-Ranking war das ambitionierteste, und durch die Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung „Zeit“ war auch für Breitenwirkung gesorgt. Zwar hatten Fachverbände wie die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) schon vor ein paar Jahren von der Beteiligung abgeraten und etliche Hochschulstandorte hatten das Che boykottiert. Aber dass Studierende jetzt komplett auf einen Vergleich als Orientierung verzichten,verblüfft in Zeiten von Vergleichsportalen wie Check 24 und Tripadvisor dann doch.

Man kann es sich eigentlich nur so erklären, dass der Student von heute eh keine Wahl mehr hat – sondern den Studienplatz nehmen muss, zu dem er im Bewerbungsroulette zugelassen wird. Folge 1: Der Studierwillige bewirbt sich mehrfach an allen irgendwie in Frage kommenden Unis. Folge 2: Sobald er einen ihm zugesprochenen Studienplatz annimmt, sind alle anderen Zusagen hinfällig. Dadurch bleiben viele Studienplätze zunächst unbesetzt und werden erst in zeitaufwendigen und komplizierten Nachrücker-Runden besetzt. Manchmal ist das erste Semester dann schon vorbei.

Abhilfe haben Bund und Länder seit vielen Jahren versprochen: Ursprünglich sollte das neue sogenannte Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) als Nachfolge-Instrument der alten ZVS bereits 2011 verfügbar sein. Wer an den Berliner Flughafen Ber denken muss, liegt richtig…

(veröffentlicht am: 25.07.2013)