Dieser Tage nimmt die kernsanierte und mit einer architektonisch äußerst ambitionierten neuen Außenfassade versehene Universitätsbibliothek in Freiburg den Probebetrieb auf. Die neue Außenhülle erinnert mit ihren fließenden Formen ein bisschen an die berühmten Gehry-Bauten im Düsseldorfer Hafen. Sie besteht aus Chromstahl- und Glas-Rechtecken, die einen unregelmäßigen Gesamteindruck erzeugen und sich stellenweise zu schroffen Kanten aufschichten. Auf jeden Fall ein Blickfang in der ansonsten mit baulicher Extravaganz nicht eben gesegneten Freiburger Innenstadt.
Die bei öffentlichen Gebäuden fast obligatorischen Kostensteigerungen – man geht statt der ursprünglich geplanten 32 Millionen inzwischen von 53 Millionen Euro aus – und Bauverzögerungen – die Einweihung ist mit zweijährigem Verzug für Herbst dieses Jahres geplant – geschenkt! Im Vergleich zum Berliner Großflughafen oder zur Elbphilharmonie sind das Peanuts. Was indessen ein echtes Highlight ist: Die von der schrägen Glasfassade reflektierten Sonnenstrahlen blenden an bestimmten Tagen und Uhrzeiten vorbeifahrende Autofahrer in höchst gefährlicher Weise. Der Bau muss also noch vor Fertigstellung christomäßig mit Planen verhüllt werden. Derartige Kollateralschäden sind von den Düsseldorfer Uni-Neubauten – etwa dem schicken Oeconomicum, der imposanten „Oase“ der Medizin oder dem lichtdurchfluteten „Studierenden Service Center“ – bislang nicht bekannt geworden. Beim Gang über den Campus geben sie Orientierung und erfreuen obendrein das Auge.
Bekannt geworden sind höchstens Klagen der Beschäftigten, die sich in den neuen Bürotrakten ohne Zwischenwände mit Rundumeinblick ohne Privatsphäre vorkommen wie im Zoo. Und: Affären des Bauherrn, also des Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, beschäftigen seit Jahren zahlreiche Gerichte und parlamentarische Untersuchungsausschüsse.
Als zweitgrößter Immobilienkonzern Europas lässt man sich auch in den Dimensionen nicht lumpen: Das NRW-Landesarchiv am Duisburger Innenhafen beispielsweise wird geringfügig teurer: Statt der veranschlagten 30 Millionen kostet es 200 Millionen Euro. Immerhin: In Düsseldorf brauchen wir jedenfalls keinen Christo – wir haben ja Roy Lichtenstein.