An die vereinzelten älteren Damen und Herren, die als Gasthörer meist gleich in der ersten Reihe aufmerksam dem Seminargeschehen folgen, haben wir uns schon länger gewöhnt. Unter wohlklingenden Etiketten wie „Seniorenstudium“ oder „Universität des dritten Lebensalters“ sahen Hochschulen hier eine neue Zielgruppe. Nun sieht man immer häufiger eine neue Spezies, die die Grünanlagen und Flure der Unis bevölkert: die Curling-Muttis.
Sie bugsieren ihren minderjährigen Nachwuchs nach erfolgreichem Turbo-Abitur durch die unübersichtlichen Gebäudekomplexe der Massenuniversität und liefern ihn im richtigen Hörsaal ein. Nachdem sie vorher die aufwendigen Bewerbungs- und Einschreibungsprozeduren engmaschig überwacht oder gleich selbst erledigt haben. Schon komisch, wenn man zum Beispiel im Treppenhaus vermeintlich auf zwei schicke Studentinnen trifft, beim Näherkommen aber merkt, dass die mit dem kürzeren Rock wohl die Mama sein dürfte. Jedenfalls legt das ein Gesprächsfetzen nahe: „Schatzi, wir müssen dort nach hinten.“ Nachdem viele Hochschulen schon länger mit Elternabenden auf diese neue Zielgruppe reagieren, wird es nicht lange dauern, und man bietet auch eine „Parents’ Lounge“ an oder stellt gleich einen Animateur ein, der die Wartezeiten mit einem Sport- oder Unterhaltungsprogramm qualitätsgesichert überbrückt. Vielleicht ist das ja der Startvorteil, den die ausländischen Studierenden zum Beispiel aus Osteuropa mitbringen.
Sie lernen von vornherein, sich selbst zu organisieren. Ihnen stellen keine Helikopter-Eltern den Stundenplan zusammen. Wer dann später die Nase vorn hat, wird sich noch zeigen.