Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG – dieses Kürzel stand bisher für höchste wissenschaftliche Qualität, für unbestechliche Spitzenforschung. Bisher. Man darf gespannt sein, inwieweit die nicht gerade peripheren Vorwürfe nachhallen, die der Heidelberger Germanist Roland Reuß und der Münchner Jurist Volker Rieble im Umfeld der vorigen DFG-Jahrestagung ganzseitig in der FAZ publizierten. Bislang, so scheint es, ist die Kritik wie ein Strohfeuer verpufft. Dabei dürfte es Hunderte, ja Tausende von Wissenschaftlern in der Republik geben, die genau die Erfahrungen mit der DFG gemacht haben, die Reuß und Rieble anprangern: intransparente Begutachtungsverfahren, willkürliche Ablehnung von Förderanträgen, kaum Chancen für innovative Ansätze. Ob man so weit gehen muss, von „Selbstbedienung“ oder Gutachter-Seilschaften zu sprechen, die sich gegenseitig die Posten und Fördermittel zuschieben, ist schwer zu beurteilen; die Gutachterauswahl ist ebenso geheime Kommandosache wie die Begutachtungsvorgänge. Wie es besser gehen könnte, ist indessen schwer abzusehen. Denn ob sich viele Kollegen für ein gläsernes Verfahren finden würden, ist eher fraglich. Schließlich könnte man dem negativ begutachteten Kollegen beim nächsten Kongress-Bankett gegenübersitzen. Absolute Transparenz wirft also vielleicht mehr Probleme auf, als sie löst. Dass als Mitglied in die DFG-Fachkollegien nur gewählt werden kann, wen die DFG selbst vorschlägt, klingt indessen nicht besonders demokratisch. Zwar bekommt jeder deutsche Professor turnusmäßig DFGWahlzettel zugesandt; wenn man die vorgeschlagenen Kollegen nicht kennt – in meinem Fach zum Beispiel, der Erziehungswissenschaft, gibt es in Deutschland mindestens 750 Professoren, die man unmöglich alle kennen kann –, bleibt auch das aktive Wahlrecht eine Farce. Denn die Kandidaten werden nicht etwa mit einem Profil oder gar einem Programm vorgestellt. Man weiß also nicht, wofür sie stehen: für „old school“ ? Für „new school“? Für „beyond school“ ? Auf jeden Fall also wird es in der deutschen Wissenschaft eine breitere Diskussion über Maßstäbe und Verfahren der Forschungsförderung geben müssen – und mindestens ein transparentes Berichtswesen der DFG, aus dem man auch etwas über Erträge oder Fehlschläge der geförderten Projekte erfährt. Schließlich entscheiden die Fachkollegien der DFG jährlich über ein Budget von rund 2,6 Milliarden Euro Steuergeldern.