Kein Schnee von gestern. Reformpädagogische Strömungen sind nach wie vor das Innovationslabor des Bildungssystems

Alle reden von Bildung. Jetzt hat auch der Herausgeber des wiederbelebten guten alten KURSBUCHs, Armin Nassehi, das Thema aufgegriffen. Seit März 2018 ist es im Handel: „301 Gramm Bildung“. Als Nassehi mich für diese einst – schon 1965 ! – von Hans Magnus Enzensberger gegründete Zeitschrift für einen Beitrag angefragt hat, musste ich nicht lange überlegen. Irgendwas zu „Montessori & Co“, zur Reformpädagogik also, sollte es sein – und so habe ich die Gelegenheit ergriffen und über drei Aspekte geschrieben, die mir in der oft verbissenen Kontroverse über private Schulen und Reformpädagogik oft ein bisschen zu kurz kommen.

  1. Die einseitige Vergangenheitsbewältigung, wo große Pädagogen nur noch am Maßstab der heutigen political correctness gemessen werden und Maria Montessori auf einmal eine totalitäre Erziehungsdiktatur unterstellt wird, Rudolf Steiner als Rassist, Peter Petersen als verkappter Nazi und John Dewey als Theoretiker des Kolonialismus „entlarvt“ werden. Sicher ist Heiligenverehrung zu kritisieren – aber bitte mit Augenmaß.
  2. Die wichtige Rolle der reformpädagogischen Schulexperimente für die Weiterentwicklung des gesamten Schulwesens. Hier wurden und werden neue Konzepte ausprobiert, die später in der Breite des Bildungssystems aufgegriffen werden. Beispiele gefällig? Gesamtschule, Ganztagsschule, Koedukation, Projektunterricht, Schule ohne Sitzenbleiben etc. Auch tragfähige Modelle zum Thema Inklusion, also einem der großen ungelösten Schulprobleme unserer Zeit, wurden dort schon seit Jahrzehnten erfolgreich implementiert.
  3. Könnte es sein, dass auch zum jüngsten bildungspolitischen Hype, nämlich zum Thema „digitale Bildungsrevolution“, Schulen mit reformpädagogischer Ausrichtung bereits wegweisende Methoden entwickelt haben? Überschriften wie „Montessori 2.0“ legen das nahe. Dass allerdings auch hier nur mit Wasser gekocht wird und so mancher Aufbruch Richtung „Reformpädagogik 4.0“ sich inzwischen als heiße Luft herausgestellt hat, gibt zu denken. Vielleicht ist die medienskeptische Grundhaltung der Waldorfpädagogen mindestens im Elementar- und Primarbereich ja durchaus zukunftsweisend.

Eine Besprechung über den Beitrag zur Reformpädagogik ist in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am 8. März 2018 erschienen.

Auch die anderen Beiträge versprechen also eine anregende Lektüre. Kaufen können Sie das KURSBUCH in Ihrer Buchhandlung oder online z.B. hier: https://www.amazon.de/dp/B07B5389CG

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